Ich glaube, so ließe sich die Geschichte von Eva Duarte am prägnantesten beschreiben. Wie? Ihr wisst nicht wen ich meine? Eventuell klingelt es bei: „Don’t cry for me argentina“ .Richtig. Die Rede ist von Evita, wie sie vom Volke genannt wird. Eine sehr nette Dame, lud mich ein, die Darmstädter Aufführung im Staatstheater zu besuchen. Evita gehört zu den Selbstläufern und ist daher permanent ausgebucht. Doch eine glückliche Fügung ermöglichte es, doch noch Karten zu erhalten 🙂
Da das große Schauspielhaus schon seit längerem umgebaut und renoviert wird, fand das Musical im kleinen Haus, einen Ort der Herberge. Das kleine Haus ist wirklich klein (aber irgendwie gemütlich) und bietet schätzungsweise 400 Personen Platz.
Da ich zuvor noch nie ein Theater besucht habe, wußte ich nicht so recht, was mich erwarten würde. Doch dank meiner Begleiterin, bekam ich Instruktionen und Informationen, sodass ich mich dementsprechend vorbereiten konnte. Speziell im Fall von Evita gab es einige Besonderheiten. Als Beispiel möge das Orchester dienen. Wie einige es sicher schon aus dem heimischen „_Lichtspielhaus_“ kennen, hat die musikalische Untermalung zumeist vor dem Zuschauer in der Mitte, in einer Senke seinen Platz. Doch aufgrund des opulenten Bühnenbildes und der sehr vielen Akteure, wurde es hinter die Bühne platziert. Aufgrund der sehr hohen Nachfrage, war schlicht kein Platz mehr, um alles auf der Bühne unterzubringen. Leider hatte dies auch seine Nachteile. Als Beispiel können hier die Streicher erwähnt werden, verloren sie doch an Farbe, was in einigen Akten doch sehr wichtig gewesen wäre. Dies gehört in die Kategorie: Kann man nicht ändern.
Das Stück selber war ein Quell‘ der Freud‘. Echte, menschliche Personen, die größtenteils glaubhaft ihren Charakter darstellen. Soetwas kannte ich bisher nicht.
Die Geschichte wird von Hinten aufgezäumt. Ein Trauermarsch (der Chor) zieht Rechts und Links vom Publikum der Bühne entgegen. Die Lichter sind stark abgedunkelt, bis auf ein dunkles Blau. Eine Kirchenglocke untermalt die bedrückende Stimmung. Minuten später tanzen mehre Paare, den Umständen entsprechend gekleidet, die Frauen verhüllt, im gekonnt südamerikanischen Stil. Das Volk trauert um ihre Evita. Einige Zeit später wird ein gläserner Sarg herabgelassen, beleuchtet, mit der verstorbenen Eva (Duarte) Perón darin.
Ab hier beginnt die Geschichte. Die gesamte Aufführung wird von einem Erzähler begleitet, der die Hintergründe erläutert und auch weitere Aufgaben übernimmt. Ich würde ihn als Gewissen mit sarkastischen Zügen beschreiben.
Wer die Geschichte kennt, weiß im ihre Theatralik, mit der oftmals historische Gegebenheiten interpretiert werden. So auch in diesem Fall. Nun gut, ist doch ein Vorwurf gegenüber Webber fehl am platze. Musicals sollen unterhalten und das tat Evita mit (bei mir) beachtlichem Erfolg. So wurde ein armes Ding vom „_Lande_“ mit genügend Ehrgeiz aufgezeigt, die Männer schneller wechselt sodass sich die Namen merken nicht lohnt, und in der Hierarchie immer weiter aufsteigt. Die zumeist böswillige Unterstellung erfolgreicher Frauen, sie hätten sich hochgeschlafen, ist in diesem Fall nicht ganz von der Hand zuweisen. Alles innerhalb einer sehr kurzen Lebensspanne (Sie wurde nur 33 und Starb an Krebs).
Die Geschichte führt weiter über das Kennenlernen des zukünftigen Staatsoberhauptes, den (Militär)Putsches bis hin zum Ziel Duartes, an der Spitze Argentiniens als Eva Perón . Drumherum wird auch noch aufgezeigt, wie Juan Perón das Volk mit Evas Unterstützung für sich gewinnt, die „Oberschicht“ missbilligend die Nase rümpft, über eine Frau die von der Straße kommt und nun die Macht innehat (mit Hilfe ihres Mannes), das Militär sich gegen Sie und ihren Mann stellt, und das Volk letztendlich Eva zu ihrer Heiligen stilisieren Dies alles in rund zwei Stunden.
Insgesamt war es ein beeindruckendes Werk, zumal die Darsteller und Chor, absolute Klasse waren, sowohl stimmlich, von den Kostümen als auch die Maske. Das Orchester konnte wie bereits oben angesprochen, nicht zu vollen Geltung kommen, doch auch hier sei ein dickes Lob angebracht.
Bei allem dem gibt es auch noch eine Kritik anzumerken: Ich habe 3⁄4 des Gesangs nicht verstanden. Der Gesang war zwar in deutsch, doch es hätte genauso gut spanisch sein gekonnt. Wurde mehrstimmig gesungen, oder besonders hoch, respektive tief, habe ich nicht ein Wort mehr verstanden. Das ich damit nicht allein stand, zeigte eine kleine spontane Umfrage um mich herum. Die Geschichte lebte größtenteils durch ihren Erzähler, der meist solo sang, als auch von ihren Bildern. Dies besserte sich erst in der zweiten Halbzeit, da das Orchester leiser und sich Eva/Juan in der mittleren Tonleiter bewegten.
Soviel zu meinem ersten Theaterbesuch. Das dies keine Eintagsfliege bleibt, ist bereits beschlossene Sache. Mal sehen, was noch so auf mich zukommt.
Eine tiefergehende Kritik über die Interpretation, finden sich hier und hier.
Ein besonderer Dank geht an meine Begleiterin, für diesen wunderschönen Abend 🙂