als die Version 9.04 aufkam, habe ich sie auf den Laptop gespielt, nur um sie Stunden später wieder von der Platte zu fegen. Zu unausgereift erwies sich der Einsatz im Leben da draußen. Daher wartete ich einfach nur auf den Nachfolger, in der Hoffnung, die Probleme wären damit weitestgehend beseitigt. Ich muss leider gestehen – ich habe mich getäuscht. Zwar ist der erste optische Eindruck noch ganz nett, aber unter der Haube ist soviel unausgegorenes am Werkeln, dass ich doch tatsächlich auf der Suche nach einem Nachfolger für Ubuntu bin. Im Einzelnen:
Als Ausgangsbasis stehen ein Thinkpad z60m und ein AMDX2/PhenomII 64Bit zur Verfügung. Beides Arbeitsrechner für die üblichen Dinge wie Web, Mail und LaTeX.
Die Installation begann mit dem Laptop und ich vermied von Anfang an das Upgrade, da dies mit Sicherheit nicht gut gegangen wäre. Mit dem Alternate Installer waren auch LVM und Raid schnell wieder eingebunden. Doch nach der ersten Anmeldung die erste Ernüchterung – der KDE Desktop hat scheinbar nicht eine Zeile seiner bisherigen Konfiguration übernommen. Stattdessen strahlt mir dieser mit einem Blau entgegen incl. dem Standardhintergrundbild.
Nach rund einer Stunde war ich dann auch soweit, wieder meine Folien via Kile und LaTeX zu generieren (das ist grundsätzlich der erste Test bei mir) und auch die Musik entströmte den klirrenden Lautsprechern. Mal abgesehen davon, dass ich Amarok2 immer noch nicht wirklich als brauchbar erachte – zu instabil und zu konfus die Oberfläche – war ich soweit erstmal zufrieden (mal abgesehen von der dämlichen kdewallet Passwortabfrage) . Im Einsatz würde sich denn die wirkliche Nutzbarkeit zeigen.
Schnell stellte sich heraus, dass KDE 4.3.2 immer noch verdammt viele Macken hat. Mehr noch als unter Ubuntu 8.10 (mit Backports) . Vor allem der Plasma-Desktop säuft häufiger ab, das Panel ist zickig und die Widgets reißen teils alles mit runter. Es wurde dann mitten im Kurs so schlimm, dass ich zu Gnome wechseln musste, weil der Desktop 99% der CPU in Beschlag nahm. Und welche Überraschung – mein Design wurde übernommen. Ich habe dann auch nicht mehr gewechselt.
Dann gesellten sich andere Probleme hinzu, wie z.B. dass Evolution sporadisch nicht mehr arbeiten will und das Abrufen od. Senden von E-Mails Stunden benötigt. Ich weiß jetzt nicht, ob dies mit meinen IPV6 Geschichten im lokalen Netzwerk zusammenhängt .. das wird sich noch zeigen. Nerviger ist dagegen der immer noch nutzlose Network-Manager. Mal abgesehen davon, dass das KDE Applet das scheußlichste Programm ist, überhaupt (nahezu unlesbar und komplizierter als das programmieren eines Videorecorders!), weigert er sich des öfteren mit W-Lan Netzen zu verbinden, die ihm längst bekannt waren. Die entsprechende Verbindung musste komplett gelöscht werden, um sie dann wieder neu erstellen zu dürfen. Bei einem ~30 stelligen Kennwort keine Freude. Noch weniger begreife ich, warum Gnome und KDE nicht die selben Ressourcen verwenden, was die Verbindungen angeht. Jedes Mal die Frage, „habe ich die Verbindung in Gnome od. KDE gespeichert?“ Gut, als ich unter KDE noch werkelte, habe ich das Gnome-Applet verwendet, was zwar genau so schlecht im Panel zu entdecken ist (grau/schwarz auf einem sehr dunklen Panel), aber er funktioniert in 80% der Fälle besser.
Überhaupt finde ich es immer noch beschissen, dass sich die Farbe des KDE Panels nur unter Folterung ändern lässt. Da muss man schon Mal raten, wo sich welches Applet befindet – wenn es denn überhaupt erscheint. Ich sage nur „Lautsprecher Applet“.
Auf dem Hauptrechner stellten sich zwar mit KDE nicht ganz so große gravierenden Probleme ein, aber auch hier musste ich bereits mein komplettes ~/.kde Verzeichnis verschieben, weil KDE sich sonst überhaupt nicht zur Mitarbeit überreden ließ. Dann folgte auch schon das nächste Problem – und da reagiere ich sehr empfindlich: kaffeine. Die Zeit drängte, denn die „Simpsons“ liefen bereits und ich bekomme ums verrecken Kaffeine nicht zum Laufen, mit meinem der Freundin ihren DVB-T Stick. Vorher anstandslos, jetzt gibt es keine Sender mehr. Die Sendersuche ist komplett deaktiviert. Nun muss ich auf Xine zurückgreifen, was es nicht gerade bequemer macht.
Aber das waren noch die „einfachen“ Probleme. Lustig wurde es nach den ersten Updates (allerdings meine ich nichts den Kernel betreffend) und ich am nächsten Wochenende den Rechner einschaltete: nichts. Das Ubuntu Logo tauchte auf, aber auch nach 3 Minuten tat sich nichts, was mich dann zu einem Druck auf die Esc Taste verleitete – keine Kernel Meldungen. Stattdessen sah ich nur irgendwas von irgendwelchen LVM/mdadm Hooks, die nicht zu finden waren. Nun war das mal die Gelegenheit, sich mal mit Grub2 zu beschäftigen (nicht dass ich im Pyjama irgendwas anderes vorgehabt hätte). Ohne Zweitrechner schier unmöglich. Das Gefummel mit der Live-CD lasse ich mal beiseite. Irgendwie wurde die Ramdisk falsch erstellt und auch jetzt noch nutzte ich nicht die „richtige“ Variante. Netter weise lag da noch eine *.bak rum die auch prompt ihren Dienst wieder aufnahm. Also die Neue mit der Alten überschrieben und nun läuft das System wieder. Zwar hatte sich auch mal zwischenzeitlich der Grub verabschiedet – der Start dauerte wieder länger – aber nach rund 2 Minuten hat Grub vermutlich einen Rescue Modus aktiviert („Notfall Stromversorgung aktiviert …“ (und da lebte auch der Terminator wieder)) und sich selbst repariert – welch Schauer …
Auch bin ich immer noch nicht in der Lage Dateien per Bluetooth auf mein Handy zu übertragen. KDE bietet schlicht keine Möglichkeit dafür, irgendwas zu konfigurieren. Der Wizard unterstützt nur Eingabegeräte …. Vom Handy zum Rechner erwies sich jedoch als kein Problem. Also muss ich doch wieder zum USB Kabel greifen. Alles in allem macht es nicht besonders viel Spaß. Vor allem verstehe ich nicht, warum nicht alle Dienste auf Upstart umgestellt worden sind, vor dem Release. So habe ich ein Durcheinander aus „service [dienst] [irgendwas]“ und dem alten „/etc/init.d/[dienst] [irgendwas]“.
Es wird also mal wieder Zeit, den Markt der Distributoren zu betreten und eine Neue zu finden, sofern die Probleme mit Ubuntu anhalten. Wie wäre es mit Arch Linux? CentOS? (Für SuSE bin ich einfach noch nicht tief genug gesunken) Oder gar komplett von Linux weg und mal OpenSolaris testen? Da kommt die Weihnachtszeit gerade recht …
Mein Fazit lautet ganz klar: Ubuntu wird mit jedem Release schlechter.